How are you, Felix?!
-
Seit 2017 erhebt ZEIT online in einer täglichen Umfrage Stimmungsdaten: "Wie geht es Ihnen heute?", und die Leser:innen antworten mit "gut" oder "schlecht".
Im November 2021 erreichte die Stimmung einen Tiefpunkt. Seit einem Glücklichkeitspeak vor fast zwei Jahren ist die Stimmung fast kontinuierlich gesunken.
Dieser Gute-Laune-Gipfel stammt aus dem März 2020. Als sich das Virus in Deutschland ausbreitete, Bund und Länder den ersten Lockdown verhängten und die Bürgerinnen und Bürger sich in ihre Wohnungen zurückzogen, spiegelte sich in den Daten des Stimmungsbarometers etwas Erstaunliches: Den Menschen ging es plötzlich besser, viel besser als vorher. Damals machte sich Viktoria Morasch auf den Weg, um für ZEIT online herauszufinden: Wie kann das sein?
Sie traf glückliche Menschen und hielt deren Stimmung fest. Zwei Jahre später fragt ZEIT online erneut.
Hierfür traf ich Felix. Felix fand damals heraus, was ihm wichtig ist: Gemeinschaft. Er lebt allein, sein Job findet fast ausschließlich digital statt, gute Freunde zogen weg aus der Stadt. Schlechte Karten für Begegnungen. Darum bildete er zu Beginn der Pandemie eine kleine Corona-Bubble, traf sich immer mit denselben Menschen am Lagerfeuer und schaffte so einen realen Raum für Austausch. Gern hätte er diesen Ort für mehr Menschen geöffnet, aber die Regeln verboten es.
Heute sagt er: "Ich bin enttäuscht." Felix hat das Gefühl, die Gesellschaft habe ihre Werte verloren, vor allem Empathie. "Wir sind dünnhäutig geworden, leichter reizbar", sagt er. Oft sieht er Menschen, die an den Eingängen von Läden die Angestellten anpöbeln, weil sie Zertifikate kontrollieren. Im Bus, auf der Straße, im Internet – oft beobachte er Streit. Felix hatte Chancen auf eine große gesellschaftliche Veränderung gesehen, ein nachhaltiges Zusammenrücken. Er hatte auf etwas gehofft, das er selbst nicht wirklich beeinflussen konnte. So wie Felix sind viele enttäuscht worden.